Wir segeln gerade an Diego Garcia vorbei, einem Fleckchen Erde, das schon einiges an nicht so schöner Geschichte hinter sich hat und nun eine Militärbasis der USA ist. Auf der Plusseite steht allerdings: Rund um Diego Garcia ist das Größte geschützte Meeresschutzgebiet der Welt entstanden.
Die Wichtigkeit solcher Gebiete wird immer klarer, je weiter die Fischerei fortschreitet: Es sind diese Areale, in denen gar nicht gefischt werden darf, in denen sich Bestände verschiedenster Arten wieder auf ein gesundes Niveau erholen können und wenn dieses erreicht ist werden die Tiere unweigerlich abwandern und in den umliegenden Gegenden kann nachhaltig produktiver Fischfang betrieben werden ohne das eigentliche Schutzgebiet zu gefährden.
So weit zumindest die Theorie. In der Praxis sieht die Geschichte leider etwas anders aus: So sind wir bereits am ersten Tag in dieser “Marine protected Area” zwei Piratenschiffen der anderen Art begegnet: Kleine Fischerboote aus Sri Lanka, die genau dort wo niemand fischt auf den grossen Fang hoffen. Ohne Lizenz aber mit dem nötigen Equipment. Sowohl Kiemennetze als auch Langleinen konnten an Bord gefunden werden, beides Fangmethoden ohne irgendeinen nachhaltigen Wert und das noch dazu im geschützten Gebiet: Sowohl im Netz als auch an der Langleine werden immer wieder Tiere gefangen, auf die es die Fischer gar nicht abgesehen haben und die als ungewollter Beifang wieder über Bord gehen. Eines der beiden Boote hatte Skipjack and Bord - eine Thunfischart, die zwar noch nicht akut, aber dennoch bedroht ist. Die Männer auf dem anderen Boot fingen zwar auch Thunfisch, dieser wurde aber lediglich als Köder für die Langleine genutzt. Die Zielspezies in diesem Fall waren ganz klar die Haie - und auch von diesen nur ein Teil - die Flossen. An Bord wurden unter anderem einige Drescherhaie gefunden, eine Art, die in diesen Gegenden streng geschützt ist, aber wenn das Geld stimmt ist Legalität wohl eine Auslegungssache.
Was auch noch die Gedanken an Bord der Rainbow Warrior anregte: Keines der Boote hatte Kühlaggregate an Bord, wie sie beispielsweise bei den Langleinern aus Taiwan immer dabei sind. Der Fang wurde lediglich mit Eis gekühlt. Das wiederum bedeutet das diese Verhältnismäßig kleinen Boote nicht alleine agieren. Irgendwo muss es noch ein Mutterschiff geben, das die Kleineren mit Eis und Nahrungsmitteln versorgt und den Fang einsammelt was wiederum bedeutet es gibt sicherlich noch mehr von den kleinen Fischern auf hoher See.
Die Theorie hinter den Schutzgebieten ist zwar gut, in der Praxis müssen diese Areale allerdings immer bewacht und geschützt werden, ein Grund mehr dort zu investieren! Auch im Sinne der Fischer selbst, denn wenn heute nicht geschützt wird, kann morgen schon der Fang ganz ausbleiben...
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